„Pst, sei leise“, wisperte die Frauenstimme kichernd. „Adrian hat so einen leichten Schlaf, wir müssen aufpassen, dass er uns nicht hört.“Silke von Horsthausen klang nicht mehr ganz nüchtern, wie sie sich vorsichtig tastend im Licht des Vollmondes über den Rasen bewegte. Außer einer großen Sektflasche trug sie nichts bei sich. Ihre nackten Füße mit den blau lackierten Nägeln hinterließen Abdrücke im feuchten Gras. Jetzt im Hochsommer wurde es täglich gewässert. Ein paar Schritte vor ihr leuchtete sein blanker Po im Mondlicht. Wie mein Stern in der Nacht, kicherte sie leise. Nun ja, eher mein Vollmond. Ich folge dir, wo immer du mich hin führst.
Sie blieb stehen und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. Schon drehte sich schon in ihrem Kopf. Dann steuerte sie schwankend aufs Wasser zu. Der große Teich mit den Kois hatte viel Geld gekostet. Aber das war kein Problem, denn ihr Geschäftsmodell war unglaublich erfolgreich. Manchmal wussten sie gar nicht wohin mit den Einnahmen.
Natürlich ahnte sie, dass Ansgar große Summen am Fiskus vorbei schleuste. Irgendwo im Haus war ihr „Reisegeld“ deponiert, da war sie sich sicher. Aber sie ließ ihn gerne in dem Glauben, ganz alleine die Fäden zu ziehen. Dann war er am großzügigsten, das mochte und brauchte er. Ihr Zampano.
Der Teich im Garten war so groß, dass Ansgar mit den Fischen darin baden konnte. Das war irgend so eine verrückte Vorstellung aus einer der vielen Rückführungen, die er mitgemacht hatte. Oder schlichtweg Geltungssucht. Oder Wahnsinn? Silke war das egal. Sie folgte Ansgar, seit er in ihr Leben getreten war und es von Grund auf verändert hatte. Mit Fischen nackt in einem Teich baden? Kein Problem. Für Ansgar würde sie noch ganz andere Dinge tun.
Silke hörte das zärtliche Plätschern, schon bevor sie das Wasser an ihren Füßen spürte. Trotz der Wirkung des Alkohols spürte sie die knisternde Ausstrahlung der Nacht. Sie wusste, dass Ansgar hier zwischen den Fischen Sex haben wollte. Das erregte ihn. Zuschauer, egal ob Tier oder Mensch. Und dann, nach dem kleinen Tod, würde er das Geld holen, ihr Reiseticket in die Karibik.
War er nicht unvergleichbar? Kreativ, reich und fantasievoll. Ansgar stand schon bis zum Bauchnabel im Teich als Silke voller Vorfreude die Sektflasche gedankenlos auf die Wiese fallen ließ. Sie war zu allem bereit.
Als sie erkannte, dass sein lächerliches Zucken und die erstickten Schreie nicht zum Vorspiel gehörten, war es bereits zu spät.
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